Wilbert & Sohn GmbH
 

7. Thüringer Wald-Weitfahrt

… die bisher anspruchvollste.

HOLE- IN-ONE in die Heimat

Voller Erwartungen auf die 7. TWWF, die wie letztes Jahr wieder in Oberhof stattfand, traf ich mich mit meinem Team 3 Tage vor der Abfahrt, um alles Technische zu checken und alle Dinge einzupacken, die dringend für die Weitfahrten notwendig waren. Dies war zum Glück kein großer Aufwand mehr für uns, da wir meinen Ballon “Black Pearl” bereits im Oktober für den Langzeitrekord schon gut ausgerüstet hatten. Des Weiteren hatte ich schon vorher ein paar kleine Testfahrten unternommen, um die neuere Technik und Stromversorgung im Korb für den Ernstfall zu testen.


Am Tag der Anreise (Samstags, 22.01.2011), ging es morgens um 8:00 Uhr bei herrlichstem Sonnenscheinwetter in Stromberg los. Wir alle waren hoch motiviert und voller Freude auf die kommende Woche im Wettbewerb. Die Prognosen der Wetterfrösche ließen erahnen, dass sich ein Ostwind ankündigte. Dies bedeutete für uns, dass die Weitfahrten endlich mal über Deutschland gehen würden und nicht wie sonst in die osteuropäischen Länder.

Die Fahrt Richtung Thüringen verlief zum Glück ohne Staus und Stress. Wobei sich jedoch das Wetter immer mehr verschlechterte, umso näher wir uns unserem Zielort näherten. Dies beeinträchtigte unsere Stimmung und unseren Optimismus aber nicht. Nachdem wir uns in unsere Hotelzimmer einquartierten, gingen Bastian und ich zunächst zum “Check- in”.


Gegen 16:00 Uhr begann das Generalbriefing, bei dem sich alle Wettbewerbsteilnehmer und deren Teams einfanden. Der Veranstaltungsleiter Harold Gaudlitz begrüßte uns herzlich und wünschte allen Teilnehmern eine tolle und erlebnisreiche Wettbewerbswoche. Auch der Wettkampfleiter Werner Trippler begrüßte uns und erläuterte in kurzen Sätzen die aktuellen Regeln der Weitfahrten.

Als unser Wetter- Guru Jens Oehmichen endlich zu Wort kam, warteten alle gebannt auf seine Äußerungen zum Wetter für die nächsten Tage während der 7. TWWF. Ob am morgigen Sonntag schon eine erste Wertungsfahrt möglich war?

Leider wurde wegen zu starkem Nebel beim Briefing am Morgen diese Frage und Hoffnung verneint. Doch kurz vor dem Mittagessen, als der Nebelschleier endlich aufriss und sich die ersten Sonnenstrahlen zeigten, entschied ich mich dazu, eine Fahrt zum Freizeitspaß zu machen. Mein Co- Pilot Bastian Hölz übernahm die Tätigkeit als Verfolger und meine beiden Verfolger Dirk Theiss und Jürgen Fennel durften mit zu mir in den Korb. Für die Beiden war dies ein absolutes Vergnügen, mal den verschneiten Thüringer Wald von oben aus der Vogelperspektive zu sehen. Danach zeigte sich das Wetter leider weiterhin von seiner trüben / nebligen Seite. So wurden der Montag (24.01.2011) für die Fluglehrfortbildung und der Dienstag (25.01.2011) für ein Alternativprogramm genutzt.


Am Mittwoch (26.01.2011) war es nach langem Warten endlich soweit. Die erste Wertungsfahrt konnte beginnen. Wir starteten auf dem Parkplatz direkt in der Nähe des Treff Hotels in Oberhof. Diese verlief zuerst sehr langsam. Einige waren der Annahme, dass heute die 100 km Mindeststrecke nicht zu erreichen wäre. Doch ich dachte nur: “abwarten”. Am Ende des Tages landeten wir in der Nähe von Amberg. Wir legten eine Strecke von 160 km zurück. Dies war alles andere als einfach. Wir mussten ständig die Höhe wechseln, um immer in eine Luftschicht zu gelangen, in der wir konstant etwa 24 km/h Tempo halten konnten. Dies kostete uns ziemlich viel Gas. Wir mussten ein Sperrgebiet umfahren, was uns kurzfristig dazu zwang, auf eine Höhe von 5000 m zu steigen. Bastian erschrak plötzlich und sagte: “ Die schießen auf uns”. Die Schüsse, die auf dem Truppenübungsplatz abgefeuert wurden, waren selbst in 5000 m Höhe noch deutlich zu hören. Während der Rückfahrt zum Treff Hotel in Oberhof erfuhren wir, dass 2 weitere Ballonteams ebenfalls gestartet waren. Jedoch nur ein Team knackte die 100 km Marke. Damit hatten wir den Tagessieg erreicht.

Die 2. Wertungsfahrt konnten wir am Donnerstag (27.01.2011) durchführen. An diesem Tag waren auch das Wetter und die Windgeschwindigkeit besser. Wir starteten im Suhler Tal. In geringer Höhe hatten wir schon 50 km/h Geschwindigkeit. Der Wind schob uns in Richtung Frankfurter Flughafen. Ok – was nun? Aufgeben kam für uns nicht in Frage. Wir hatten ja noch 75 km Luftlinie bis an die Kontrollzone. Die Windrichtung war in verschiedenen Höhen zwar leicht unterschiedlich, aber es gelang uns nicht, die richtige Höhe zu finden, damit uns der Wind daran vorbei fegen konnte.


Wir nahmen rechtzeitig Kontakt mit “Langen Info” auf und bekamen zum Glück die Freigabe zur Einfahrt in den Luftraum “Charlie”. Wir hatten das Undenkbare geschafft! Mit einem Heißluftballon durch den Frankfurter Luftraum zu fahren. Wir kamen immer näher an den Sektor “Delta” heran. Wir wurden an “Frankfurt Approach” übergeben. Eine nette Stimme meldete sich, “Lisa”.

Lisa fragte uns, was wir weiter vor hätten. Da uns die Windrichtung immer mehr nach rechts drängte, hatten wir keine andere Wahl, als zu fragen, ob wir weiter auf FL 120 steigen dürfen. Denn dort oben ging die Windrichtung deutlich weiter nach links.

Uns war schon viel eher bekannt, auf die richtige Höhe steigen zu müssen. Doch das war uns kurz nach dem Start am Morgen nicht möglich, da zu diesem Zeitpunkt der Himmel stark bewölkt war und ein weiteres Aufsteigen nicht zuließ. Erst gegen Mittag ließ sich die Sonne blicken...

Es dauerte einen kurzen Moment. Dann bekamen wir die Freigabe in Etappen zu steigen. Denn ständig waren über, unter und neben uns die großen Airliner in der Luft. Dies war natürlich ein atemberaubendes Erlebnis für uns. Die lustigen Kommentare der Flugzeugpiloten brachten uns zum Schmunzeln. :- ) Als wir die nötige Höhe erreichten, bewegten wir uns rasch nach links. Dadurch waren wir nach kurzer Zeit weit genug von der Kontrollzone entfernt. So konnten wir frei absteigen, um langsam zur Landung über zu gehen.


In Bodenhöhe waren wir immer noch knapp 30 km/h schnell und kein geeignetes Feld zum Landen in Sicht. Weit und breit nur Weinberge und – um diese Jahreszeit – schlammige Ackerfelder. Dann endlich ein sattgrün leuchtendes Feld am Horizont, genau in unserer Richtung: der Golfplatz bei Grünstadt. Wir landeten auf der Bahn 18. An diesem Tag erreichten wir eine Strecke von 214 km. Unser “Black Pearl” lag wie gebügelt am Boden. Solch einen Rasen hatte er bisher noch nicht berührt. Bastians Kommentar dazu: “Das ist ein HOLE- IN- ONE von Thüringen bis in die Pfalz”! Meine Verfolger erreichten uns zeitgleich dank des neuen Tracker- Systems. Der Besitzer vom Golfplatz half uns mit seinem Caddy, Ballonkorb und Zubehör sicher zum Verfolgerfahrzeug zu transportieren, das am Rande des Platzes abgestellt wurde.

Auf dem Rückweg kamen wir an Stromberg vorbei. Dort nutzten wir die Gelegenheit zum Gas-  und Diesel tanken. Zur Stärkung holten wir uns noch eine Pizza. Und dann ging es zurück nach Oberhof. Als wir im Hotel kurz vor Mitternacht eintrafen, bekamen wir die Mitteilung, dass am morgigen Freitag doch noch ein dritter Wertungstag stattfinden soll. Zwei gültige Wertungsfahrten waren von uns schon absolviert worden. Wenn wir jetzt nicht starten würden, wäre unser Sieg in Gefahr.


Der Freitag (28.01.2011) wurde vom Meteorologen zum besten Wertungstag der 7. TWWF vorher gesagt. Die Windgeschwindigkeit sollte bis zu 100 km/h in der Höhe betragen.

Nach einer kurzen Nacht zum Schlafen und einem schnellen Frühstück ging es zur Startplatzsuche. 4 weitere Ballonteams hatten ihren Startpass abgegeben. Wir fanden auf eigene Faust einen windgeschützten Platz, auf dem wir unseren Ballon zur 3. Weitfahrt aufrüsten konnten. Nach dem Start gingen wir rasch auf FL 190 und fuhren mit 114 km/h direkt auf Köln zu. Nachdem wir erfuhren, dass 3 von 4 Teams ihre Startabsicht zurück gezogen hatten, entschieden wir uns, nicht bis nach Holland hinein zu fahren, sondern hinter Köln zu landen.

Auch den Luftraum in Köln konnten wir problemlos passieren, da die Controller vom Flughafen uns genauso super halfen, wie schon am Donnerstag die Controller in Frankfurt. Wir landeten früher als sonst. Aber dennoch hatten wir eine mehr als zufrieden stellende Strecke zurück gelegt: 311 km. Da wir etwas früher landeten, hatten wir noch genügend Zeit, um pünktlich als Sieger zur Siegesfeier im Treff Hotel in Oberhof erscheinen zu können.

Hiermit bedanke ich mich ganz speziell bei meinem Team! Die 7. Thüringer Wald- Weitfahrt ist für mich ein unvergessliches Erlebnis mit vielen neuen Eindrücken. Danke an meinen Co- Piloten Bastian Hölz, der mir navigationstechnisch und beim Sprechfunkverkehr hilfreich zur Seite stand und mich mit seinem Engagement während der Weitfahrten unterstützte. Danke an Dirk Theiss und Jürgen Fennel, die als meine Verfolger immer pünktlich an Ort und Stelle waren und mit ihren Erfahrungen und Know How wussten, worauf es beim schnellen Auf-  und Abrüsten bei diesen Weitfahrten ankam.

Frank Wilbert

 
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